Übernachten im Berner Oberland, z.B. im Obersteinberg

Vom Biwak bis zum Berghotel

Wer an nur über Wanderwege erreichbaren Orten in der Berner Oberländer Bergwelt übernachten will, findet eine breite Auswahl an Komfortklassen. Das Spektrum reicht von einfachen Biwaks, in die man Schlafsack und Essen mitbringen muss, bis zum Berghotel mit Doppelzimmern und Dusche.

Das hintere Lauterbrunnental ist ein Pro-Natura-Naturschutzgebiet von aussergewöhnlicher Schönheit. Insbesondere im Frühsommer, wenn der Schnee in den höheren Lagen schmilzt, sprudeln und rauschen hier Bäche und Wasserfälle nur so vor sich hin. Ganz hinten im Tal, auf 2262 m.ü.M., liegt die Schmadrihütte des Akademischen Alpenclubs Bern (AACB). Sie ist etwa ab Mitte Juni offen, unbewartet und bietet im Massenlager Platz für zwölf Personen. Um zu vermeiden, dass man als Dreizehnter ankommt, empfiehlt sich die vorgängige Anmeldung beim Hüttenwart Jürg Abegglen. Er führt mit seiner Frau das Berggasthaus Trachsellauenen weiter unten im Tal und kann Auskunft über die Belegung geben. Schlafsack und Essen muss man selbst in die Hütte tragen, Wasser holt man von einem nahen Bach. Das Holz bei der Hütte ist nur zum Einfeuern des Herds da, denn es muss mit dem Helikopter hergebracht werden. Die Übernachtung kostet 28 Franken für Erwachsene ohne Mitgliedschaft bei einem alpinen Verein mit Gegenrecht.

Abgeschiedenes Biwak

Während die Schmadrihütte AACB auf einer etwas vierstündigen, aber leichten Wanderung erreicht wird, erfordert der Weg vom Grimsel Hospiz zum Aarbiwak SAC auf 2731 m.ü.M. alpine Erfahrung und sehr viel Kondition. Denn er dauert mindestens sieben  Stunden, führt über drei Gletscher und ist mit dem SAC-Schwierigkeitsgrad T5 ausgewiesen. Hilfe ist im abgelegenen Gebiet nur schwierig anzufordern, sagt Hüttenwart Markus Brefin: «Die Rega kann man erst über die Notfunkanlage in der Hütte avisieren. Mit dem Mobiltelefon hingegen hat man über weite Strecken des Zustiegs und auch in der Hütte selbst keinen Empfang.» Trotz seiner abgeschiedenen Lage ist das Aarbiwak SAC recht komfortabel eingerichtet, bietet es 17 Personen doch einen Schlafplatz samt Duvet. Kocher, Essen und ein Hüttenschlafsack müssen jedoch selbst mitgebracht werden – das Extragepäck ist bei der Einschätzung der eigenen Kondition mitzuberücksichtigen. Erwachsene Nicht-SAC-Mitglieder bezahlen für die Übernachtung 26 Franken.

Beliebtes Doppelzimmer in der Dossenhütte SAC

In den bewarteten SAC-Hütten entfällt die Selbstversorgung, da hier die Hüttenwarte und ihr Team für die Verpflegung sorgen. Zu den einfacheren Hütten zählt die leicht erreichbare Doldenhornhütte SAC hoch über dem Oeschinensee. Sie liegt auf einem Felsvorsprung auf 1915 m.ü.M und ist mit drei Zimmern à 20, 12 und 6 Schlafplätzen ausgestattet. Im grössten Raum sorgen Trennwände für etwas Privatsphäre. Die diesjährige Saisoneröffnung ist für den 21. Mai 2020 vorgesehen. Da die Hütte leicht erreichbar ist, ist sie auch für Tagesausflüglerinnen und -ausflügler ein beliebtes Ziel. Erwachsene Übernachtungsgäste, die nicht Mitglied beim SAC sind, bezahlen 76 Franken. Darin inbegriffen sind Abendessen und Frühstück.

Ebenfalls hoch über einem See, wenn auch ohne Sicht darauf, liegt die 2014 umgebaute Geltenhütte SAC auf 2002 m.ü.M. Sie weist neun Schlafräume für 3 bis 10 Personen auf und ist auf einfachem Weg vom Lauenensee aus erreichbar. Eindrücklich sind auch der Zustieg von der Iffigenalp her sowie der kurze Ausflug zum Rottal. An diesem Kraftort weiden im Sommer rund 40 Yaks. Die Hüttensaison soll bei gutem Wetter bereits am Pfingstwochenende beginnen. Im Sommer planen die zwei Hüttenwartinnen eine Ausstellung mit Bildern von Jacques Nägeli. Erwachsene Nicht-SAC-Mitglieder bezahlen für die Übernachtung mit Halbpension 76 Franken.

Nur für Trittsichere und Schwindelfreie ist die Dossenhütte SAC. Sie thront auf 2663 m.ü.M. auf dem Tossengrat zwischen dem Rosenlaui- und dem Urbachtal. Der Zustieg von Rosenlaui gilt als spektakulär, erfordert jedoch wegen seiner Ausgesetztheit und Kletterstellen alpine Erfahrung. Der Abstieg ins Urbachtal ist einfacher, aber lang und wegen der steilen Schneefelder erst ab etwa Mitte Juli ratsam. Die Schlafräume der Dossenhütte weisen 14 bzw. 24 Plätze auf. Letztere sind zu 2er- und 3er-Kojen zusammengefasst. Eine Besonderheit ist das Komfortzimmer, das von einer Gruppe von zwei oder drei Personen gebucht werden kann und fast immer ausgebucht ist. Die Kosten für eine Übernachtung mit Halbpension beträgt für erwachsene Nicht-SAC-Mitglieder 81 Franken, im Komfortzimmer 96 Franken.

Komfort in hohen Lagen

Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst, ist die Übernachtung in einem der sieben Zimmer im 1830 erbauten Berghotel Faulhorn auf 2681 m.ü.M. Die nostalgischen Doppel- und Dreierzimmer sind mit Biedermeier-Betten aus der Gründerzeit des Hotels sowie antiken Waschschüsseln und -krügen ausgestattet. Das Doppelzimmer kostet 164 Franken pro Nacht, das Dreierzimmer 246 Franken pro Nacht. Darin inbegriffen ist das Frühstück. Möglich ist auch eine Übernachtung im Matratzenlager. Das Berghotel Faulhorn will den Sommerbetrieb dieses Jahr am 20. Juni aufnehmen.

Berghotels am Obersteinberg

Zwei weitere Berghotels mit viel Komfort befinden sich in der Gegend der Schmadrihütte AACB. Das Berghotel Obersteinberg auf 1800 m.ü.M. mit der vielleicht schönstgelegenen Terrasse im ganzen Berner Oberland kommt ohne Strom zurecht. Den Käse bezieht es aus der eigenen Alpkäserei. Übernachtet wird im Doppelzimmer für 93 Franken pro Person, Halbpension inklusive. Die Einzelbelegung kostet 30 Franken mehr. Weiter steht ein Matratzenlager zur Verfügung. Geplanter Saisonstart ist der 30. Mai.

Nur etwa eine Viertelstunde entfernt befindet sich das Berggasthaus Tschingelhorn auf 1690 m.ü.M. Es ist mit Duschen ausgestattet und kann sich dank Solar- und Wasserkraft mit Strom versorgen. Das Doppelzimmer mit Halbpension kostet 95 Franken pro Person. Für Familien ist ein Familienzimmer erhältlich. Auf der Menükarte steht Yakfleisch von der eigenen Herde, das je nach Verfügbarkeit auch zum Kauf erhältlich ist. Das Wirtepaar hält zudem Zwergziegen und zwei Tibet Terrier. Heuer soll der Betrieb am 1. Juni beginnen.

Der vollständige Beitrag erschien in der Zeitschrift «Wandern / Randonner» der Berner Wanderwege