Das Power-Duo für die Liegenschaft Zähringer: Sandra Jost (links) und Lea Burkhalter

Das Power-Duo

Hinter dem innovativen neuen Wohnkonzept für die Liegenschaft Zähringer des sgf Bern stecken zwei Frauen: Sandra Jost und Lea Burkhalter vom Burgdorfer Architekturbüro Atelier G+S. Als Projektleiterinnen sind die beiden für alle Aspekte der Sanierung verantwortlich. Ein wichtiges Werkzeug in ihrem Rucksack: Ideen für gute Lösungen.

«Andere vergrössern ihr Know-how in Weiterbildungen. Wir bilden uns bei komplexen Umbauprojekten wie der Liegenschaft Zähringer weiter», sagt Projektleiterin Sandra Jost. An Lernmöglichkeiten mangelte es nicht: Beim Umbau tauchten etliche unvorhergesehene Probleme auf. «Um sie möglichst ohne Kostenfolgen und Bauverzögerungen zu lösen, mussten wir uns einiges einfallen lassen», sagt Sandra Jost. Im Attikageschoss zum Beispiel, wo eine helle Clusterwohnung mit vier Nasszellen entsteht, waren nicht ausreichend Anschlüsse für Warm- und Kaltwasser sowie für Schmutzwasser vorhanden. Wo die bestehenden Leitungen tatsächlich durchführten, wurde teils erst nach den Rückbauarbeiten auf der Baustelle klar. So stellte sich heraus, dass nur gerade für eine Nasszelle die Leitung aus dem 4. Obergeschoss hochgezogen werden konnte. Für die weiteren drei Nasszellen hingegen wurde ein völlig neuer Leitungsstrang gelegt. «Lösungen wie diese erarbeiten wir am liebsten mit den beteiligten Handwerkern. Ihre Vorschläge holen wir gezielt ein. Unsere Aufgabe ist es dann, die bestmögliche Variante auszuwählen. Dabei berücksichtigen wir die Konsequenzen auf alle Gewerke, die Kosten und Termine sowie die Auswirkungen auf das Erscheinungsbild eines Gebäudes», sagt Lea Burkhalter.

«Wir packen mit an»

Der Einbezug der Beteiligten auf der Baustelle ist typisch für die Haltung der beiden Projektleiterinnen: Sie hören zu und denken nach, anstatt den anderen einfach zu sagen, wie es läuft. Auf der Baustelle wird ihnen viel Respekt entgegengebracht. Respekt, den sie sich allerdings immer erst verdienen müssen, sagt Lea Burkhalter: «Das Wichtigste ist Fachkompetenz. Wenn die Handwerker merken, dass wir unser Projekt im Griff haben und ihre Fragen beantworten können, ist das meiste schon getan.» Ein wichtiger Faktor sei zudem das Auftreten: «Wir sind baustellengerecht angezogen. Und wir packen mit an», sagt Sandra Jost.

Dass sich die beiden Projektleiterinnen die Verantwortung für den Umbau der Liegenschaft Zähringer teilen, hat praktische Gründe. Sandra Jost, die den neuen Zähringer konzipiert hat, wurde während des Projekts zweimal Mutter. Sie reduzierte ihr Pensum und befindet sich aktuell im Mutterschaftsurlaub. Lea Burkhalter hat jeweils für sie übernommen und wird bis zum Projektende den Lead behalten. Diese Form der Zusammenarbeit erfordere viele Absprachen, insbesondere bei Entscheidungen mit Kosten- oder Terminfolgen. Kein Problem für die beiden: «Wir bringen viel Erfahrung als Projektleiterinnen mit, sodass uns die enge Zusammenarbeit keine Schwierigkeiten bereitet. Wir reden einander auch nicht drein, selbst wenn wir etwas anders gemacht hätten – zumal anders nicht besser bedeutet», sagt Lea Burkhalter. Ein Plus sei, dass sie zwei sich gut verständen. «Das hilft bei der Zusammenarbeit.»

Eine Frage der Organisation  

Sandra Jost ist ihrem Arbeitgeber dankbar dafür, dass sie trotz kleinem Pensum weiterhin spannende Projekte betreuen kann: «Das ist nicht selbstverständlich. Auch wenn ich an meinen beiden Tagen voll da bin und falls nötig auch einmal an einem anderen Tag zur Arbeit komme.» Für Atelier G+S sind längere Auszeiten eine reine Frage der Organisation, sagt Co-Geschäftsführer Rolf Stefan Grossenbacher: «Wir sind offen für längere Abwesenheiten, egal aus welchem Grund sie erfolgen. Denn wir wollen, dass es unseren Mitarbeitenden wohl ist.» Von dieser Haltung profitiert hat Lea Burkhalter. Sie bereiste während eines halben Jahres Südostasien – im Wissen, dass sie nach ihrer Rückkehr wieder im Team willkommen geheissen würde und neue Projekte auf sie warteten.

Dieser Beitrag erschien im Geschäftsbericht 2019 des sgf Bern

Bild: Béatrice Devènes