Der neue Stuhl seley von horgenglarus

So bunt ist die Welt der Stühle

Auf die Nutzung zugeschnitten, nachhaltig produziert und ergonomisch: Das muss ein Stuhl heute sein. Wir stellen die wichtigsten Themen vor und machen eine Reise in die Vergangenheit.  

Wie die Stühle unter die Leute kamen

Die Geschichte des Stuhles reicht weit bis ins Alte Ägypten zurück. Stühle waren damals der herrschenden Klasse vorbehalten. «Sitzen diente zu Beginn zu Repräsentationszwecken. Wer sass, strahlte Herrschaft und Macht aus», sagt Susanne Graner, Head of Collection and Archive des Vitra Design Museums in Weil am Rhein. Das vornehme Sitzen hielt auch in unseren Breitengraden Einzug, wie die Throne von Kaisern und Königinnen beweisen. Bis weit in die Neuzeit hinein blieben Stühle Einzelanfertigungen, die sich nur die Reichen leisten konnten.

1859 änderte sich dies schlagartig. Der Tischlermeister Michael Thonet hatte eine neue Technik erfunden, mit der lange Holzstäbe mittels Druck und Dampf elastisch gemacht wurden, sodass sie sich formen liessen. Dies ermöglichte es seiner Firma Thonet, mit dem Stuhl No. 14 (heute als Modell 214 im Programm) erstmals überhaupt ein Möbelstück zur Serienreife zu bringen. Der Stuhl, der aus nur gerade 6 Bauteilen, 10 Schrauben und 2 Muttern besteht, eroberte Wohnzimmer und Kaffeehäuser, weshalb er auch als Kaffeehausstuhl bekannt wurde. Allein bis 1930 wurden über 50 Millionen Exemplare dieser Designikone verkauft.

Den nächsten Coup landete die Firma 1930, als sie den von Marcel Breuer konzipierten Freischwinger S 32 herausbrachte. Bei diesem Stuhl kombinierte sie Massivholz mit einem für die damalige Zeit neuartigen Material – Stahlrohr. Auch dieses Produkt avancierte zum heute noch hergestellten Klassiker. Dasselbe gilt für den Chair 65 von Artek. Für dessen Herstellung wurde ein neuartiges Verfahren entwickelt, mit dem Schichtholz gebogen werden konnte. «Weitere Meilensteine in der Geschichte der Stuhlproduktion sind die Verwendung von Kunststoff, z.B. geschäumtes Polyurethan oder transparente PVC-Folien und zuletzt 3D-Druck und computerunterstütztes Design», sagt Susanne Graner. Das Vitra Design Museum zeigt in einer ständigen Ausstellung im von Herzog & de Meuron entworfenen Schaudepot 400 Stühle und weitere Möbel, die als Klassiker der Designgeschichte gelten. Hinzu kommt die Sammlung mit 7500 Exponaten im Untergeschoss. Sie ist zwar nicht zugänglich, kann aber durch Fenster betrachtet werden.

Lesen Sie meinen vollständigen Beitrag:

Tages Anzeiger: So bunt ist die Welt der Stühle

Bild: horgenglarus