Gute Bücherregale gehen mit ihren Besitzerinnen und Besitzern durchs Leben, sind nachhaltig und machen dort eine gute Figur, wo sie benötigt werden.
Filigrane Raumteiler
Wer sagt eigentlich, dass ein Bücherregal immer an einer Wand stehen muss? Gerade in grossflächigen Wohnräumen, wie sie schon länger gang und gäbe sind, sind freistehende, filigrane Regale eine gute Wahl. Ihre Höhe ist variabel: Das Spektrum reicht von Regalen, die eher Sideboard-Charakter aufweisen, bis zu solchen, die vom Boden bis zur Decke gespannt werden. Wegen ihrer Stabilität sind Letztere auch mit geringen Tiefen erhältlich. Bildbände lassen sich dort zwar nicht hineinstellen, dafür wirkt das Möbelstück umso eleganter – sofern es nicht vollgestopft wird. Beispiele für eine solche Anwendung sind das Regal «Sailor», das David Lopez Quincoces für den italienischen Hersteller Living Divani entworfen hat, oder das Regal «Magic Matrix» des deutschen Herstellers Yomei mit einem Design von André Schelbach. Das Besondere an «Magic Matrix»: Das Regal bietet eine integrierte TV-Lösung, mit der man wahlweise in einem von zwei Räumen auf den Bildschirm blickt. Denn das TV-Gerät lässt sich um volle 360 Grad rotieren, sodass man von jedem beliebigen Ort aus fernsehen kann. Als kleinere Raumtrenner können das Regalsystem «Küsnacht» des Designduos StauffacherBenz für Atelier Pfister, das Regal «Kallax» von Ikea oder der Vitra-Klassiker «Eames Storage Unit (ESU)» eingesetzt werden.
Nachhaltigkeit ist Trumpf
Viele Kundinnen und Kunden wünschen sich heutzutage Möbel, die nicht nur von der Funktion und Ästhetik her überzeugen, sondern auch punkto Nachhaltigkeit. Das mag die Beliebtheit von Regalen aus einheimischem Holz erklären. Der Online-Schreiner Ecoleo zum Beispiel bezieht die Spanplatten, aus denen er die Teile für sein modulares Steckregal anfertigt, von der Menznauer Firma Swiss Krono. «Dies ist die einzige Schweizer Firma, welche heute noch Spanplatten herstellt. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen die Schweizer Herkunft des Holzes sehr», sagt Serge Eggler, Projektleiter von Ecoleo. Aus einem nachwachsenden Material ist auch die Regalserie «Svalnäs» von Ikea gefertigt: Für sie kommt Bambusholz zum Einsatz. Sinnvoll sei auch die Verwendung von Metallen, meint Mario Franz, Geschäftsleiter des Berner Einrichtungshauses Intraform: «Bei Metallen kennt man zwar die Herkunft nicht, dafür sind sie recycelbar.» Das als Papstregal bezeichnete Regal «S3» des deutschen Herstellers Tecta zum Beispiel ist mit einem Gestell aus Messing erhältlich.
Nachhaltigkeit beinhaltet jedoch nicht nur die Herkunft der verwendeten Materialien, sondern auch den Gebrauch: Am ökologischsten ist der Kauf eines Regals, das man über viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte nutzen kann. «Wir raten zum Kauf von Produkten, die man erweitern und bei Bedarf reparieren kann. Auf diese Weise kann ein Regal bei einem Umzug einfach an eine neue Raumsituation angepasst werden», sagt Mario Franz. Erweiterbare Regale sind zum Beispiel das Regalsystem «Studimo» von Interlübke, das Regal «FNP» von Nils Holger Moormann und der nur 28 Zentimeter tiefe Ikea-Klassiker «Billy», den es mit offenen Regalen und solchen hinter Glastüren gibt. «Billy» ist seit über 40 Jahren in verschiedenen Holzausführungen und Farben auf dem Markt und dürfte bereits mehrere Generationen von Menschen durchs Leben begleiten. Das Steckregal von Ecoleo ist ebenfalls unkompliziert erweiterbar. Es wird von den Kundinnen und Kunden über einen 3D-Online-Generator nach individuellen Wünschen zusammengestellt und ist in 18 verschiedenen Farben erhältlich. «Wir haben das modulare Steckregal für Menschen entworfen, die eine Schreinerlösung suchen, die dank Eigenleistungen günstiger ausfällt», sagt Serge Eggler. Ein grosser Teil der Kundschaft entscheide sich allerdings für eine Mischung: Sie bestellen Möbel von Ecoleo und liessen bei der zugehörigen Schreinerei weitere Möbel aus Mass anfertigen.
Smarte Lösungen für Schrägen
Praktisch sind Regale, die dort eingesetzt werden können, wo Möblierungen schwierig bis unmöglich sind: unter Dachschrägen und Treppen. Solche Regale nutzen nicht nur den Platz optimal, sondern schaffen auch Stauraum. Perfekt geeignet für Nischen sind die kleinen Kuben des Regals «Eket» von Ikea, die einzeln montiert werden können und deshalb fast überall Platz haben. Ein ganz besonderes «Treppenregal» hat der Kunsthandwerker Tom Eisenhut aus Herbligen geschaffen: Er hat einem örtlichen Bauern so genannte Saumeichen abgekauft. Dies sind Eichen, die am Waldrand gewachsen waren und deshalb besonders viele Äste ausbildeten. «Solches Holz hat viel mehr Charakter», sagt Tom Eisenhut, der die Saumeichen zersägen und vakuumtrocknen liess. Aus dem Holz erschuf er ein urchiges Gestell mit zwei Pfosten und Tablaren, die gleichzeitig als Regal und als Treppengeländer dienen. Zusammengehalten wird das «Treppenregal» allein durch Schwalbenschwanzverbindungen. Bei dieser alten Handwerkstechnik werden die Holzstücke ineinander verkeilt, sodass keine weitere Stabilisierung mittels Nägeln oder Schrauben erforderlich ist. Wie alle Möbel von Tom Eisenhut ist das «Treppenregal» eine Einzelanfertigung aus einheimischem Holz, welche das Zweckmässige mit dem Künstlerischen verbindet.
Regale: Die Rechte von Mieterinnen und Mietern
Mieter dürfen ihre Mietwohnung nach dem eigenen Geschmack einrichten. Dazu gehört, ein Büchergestell an einer Wand oder Decke zu befestigen. Beim Auszug muss der Mieter die Löcher grundsätzlich auf seine Kosten beseitigen lassen. Fabian Gloor vom Mieterinnen- und Mieterverband Schweiz (MV) empfiehlt, sich vor der Wohnungsübergabe mit dem Vermieter auf Folgendes zu einigen: Die Dübellöcher bleiben offen, und der Vermieter lässt sie auf Kosten des Mieters von einem Maler schliessen, sofern der letzte Anstrich vor weniger als acht Jahren erfolgte. «Nach einer weit verbreiteten Praxis müssen Mieter 5 Franken pro unverspachteltes Loch bezahlen», sagt Fabian Gloor. Falls sehr viele Dübellöcher gebohrt wurden und die ganze Wand gestrichen werden muss, sind die Wiederherstellungskosten höher. Allerdings muss die Altersentwertung gemäss der paritätischen Lebensdauer berücksichtigt werden. Ein Anstrich mit normaler Dispersionsfarbe hat eine Lebensdauer von acht Jahren. Der Mieter muss nur für den Restwert aufkommen. Entscheidend ist dabei nicht, wie lange der Mieter in der Wohnung gelebt hat, sondern wann der letzte Anstrich erfolgte. Schliesst der Mieter die Dübellöcher hingegen auf laienhafte Weise selbst, ist Ärger vorprogrammiert. Denn die Malerarbeiten sind dann aufwändiger und teurer, weshalb Mieter und Vermieter nicht selten auf der Schlichtungsstelle landen.
Text: Karin Meier
Bild: ©Yomei