Vorsorge für Frauen

Altersvorsorge für Frauen

Für Frauen ist die Altersvorsorge besonders anspruchsvoll. Einerseits arbeiten und verdienen sie oft weniger als Männer, sodass sie weniger ansparen können. Andererseits benötigen Frauen wegen ihrer höheren Lebenserwartung im Ruhestand mehr Geld. Wie sich dieses Dilemma meistern lässt, erläutert Jackie Bauer, Ökonomin und Vorsorgeexpertin bei UBS, im Interview.

Frauen verdienen vielfach weniger, arbeiten häufiger in Teilzeit und leben im Durchschnitt länger als Männer. Was bedeutet dies für ihre Altersvorsorge?

Jackie Bauer: Grundsätzlich heisst dies, dass es für Frauen viel wichtiger ist, auf ihre Finanzen zu schauen. Denn um ein längeres Leben zu finanzieren, ist mehr Kapital erforderlich. Frauen haben hier allerdings oft das Nachsehen, weil sie im Durchschnitt rund 10 Prozent weniger verdienen als Männer in der Schweiz. Zudem sind Teilzeitarbeit und Erwerbspausen sehr verbreitet. So arbeiten zum Beispiel nur etwa drei Viertel aller Mütter, und von diesen haben lediglich 20 Prozent eine Vollzeitstelle. Die negativen Auswirkungen für das Rentenalter sind dadurch enorm: Frauen erhalten nur etwa die Hälfte der Leistungen aus der Pensionskasse, die Männer beziehen. Auch bei der 3. Säule stehen sie schlechter da: Sie sparen laut Neurentenstatistik im Schnitt 50’000 Franken an, Männer 70’000 Franken. Diese Zahlen sind stark vom Einkommen abhängig und zeigen damit, dass die Erwerbstätigkeit enorm wichtig ist für das Renteneinkommen.

Manche Frauen verzichten auf eine Erwerbsarbeit, weil die Kinderbetreuungskosten in den Kitas zu hoch sind. Ist diese Überlegung nicht zu kurzfristig?

Das sind sie. Denkt man langfristig, zieht man die Fachkompetenzen und die Arbeitsmarktattraktivität mit ein, die man verliert, wenn man sich mehrere Jahre ausschliesslich der Familie widmet. Hinzu kommt, dass der Wiedereinstieg ins Berufsleben oft in einem Teilzeitpensum erfolgt. Dies alles ist für das Ansparen von Pensionskassengeldern nicht förderlich. Es zeigt, dass wir uns vom traditionellen Rollenmodell lösen müssen, das hierzulande immer noch stark verbreitet ist: Die Frau kümmert sich um die Familie und der Mann um das Erwerbseinkommen. Im Hinblick auf die Finanzierung des Ruhestands und die steigende Lebenserwartung müssen beide Eltern sich an der Erziehung beteiligen und in ähnlichem Mass am wirtschaftlichen Geschehen teilnehmen. Dies ist für Frauen zudem wichtig, um den Risiken von Scheidung, Tod oder Invalidität des Partners entgegenzuwirken.

Da Frauen bis zur Pensionierung insgesamt weniger verdienen als Männer, müssten sie sich bei der Vermögensbildung und beim Anlegen der Vorsorgegelder risikoreicher verhalten, um Boden wettzumachen. Tun sie das?

Klare Angaben sind hier schwierig, weil die Datengrundlage fehlt. Wir stellen jedoch fest, dass Frauen tendenziell weniger risikofreudig investieren als Männer und entsprechend weniger Renditechancen wahrnehmen. Das heisst, sie investieren weniger häufig in Aktien oder alternative Anlagen wie Rohstoffe oder Hedgefonds. Dabei hätten Frauen aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung einen längeren Zeithorizont. Und der ist entscheidend für das Eingehen von Risiken: Je länger man sein Geld anlegt, desto mehr Risiken verkraftet man. Denn die Wahrscheinlichkeit, einen Verlust wettzumachen, ist gross.

Warum sind Frauen so vorsichtig?

Das ist eine gute Frage. Frauen beschäftigen sich eher weniger mit Finanzmärkten. Deshalb verstehen sie weniger vom Verhältnis von Risiko, Rendite und Zeithorizont, oder sie meinen es zumindest. Unsere Erhebungen belegen, dass 81 Prozent aller Frauen der Ansicht sind, dass ihr Ehepartner sich mit langfristigen Anlageentscheiden besser auskennt. 68 Prozent der Frauen meinen, für gute Anlageentscheide sei ein hohes Mass an Wissen erforderlich. In 69 Prozent aller Partnerschaften überlassen deshalb die Frauen langfristige Finanzentscheide ihrem Mann. Für die kurzfristigen Finanzen, wie das Verwalten der täglichen Ausgaben oder das Bezahlen von Rechnungen, sind hingegen meist die Frauen zuständig.

Was am meisten Erträge generiert hätte, weiss man leider immer erst im Nachhinein. Was folgt daraus für die Finanz- und Vorsorgeplanung?

Es ist besser, früh anzufangen, auch wenn es nie zu spät ist. Meine Empfehlung: Lieber kleine Schritte machen als gar keine, lieber wenig investieren als gar nichts. Wenn man unsicher ist oder sich nicht damit auskennt, ist es ratsam, mit einem kleinen Betrag anzufangen und zu schauen, was passiert. Wichtig ist, nicht alles auf eine Karte zu setzten, wie etwa die Aktie der Firma zu kaufen, für die man arbeitet, nur weil sie vertraut erscheint. Diversifiziertes Investieren ist der Schlüssel zum Erfolg. Anlegen ist ein Lernprozess und erfordert ein langfristiges Denken. Es ist deshalb sinnvoll, sich Unterstützung bei einem Berater zu holen, der einen auf diesem Weg begleitet, zum Beispiel in einer unserer 28 Geschäftsstellen in der Region Basel. Bei UBS ist das Vorsorgeinvestieren ein integraler Teil der Finanzberatung.

Basler Zeitung: Altersvorsorge für Frauen: Interview mit Jackie Bauer

Bild: Pixabay/Firmbee