Philippe Dourassov und Edward Booth haben für die Schweiz den Weltmeistertitel in Cyber Security geholt. Sie sind sich einig: Gewonnen haben sie vor allem dank ihrer guten Vorbereitung und Zusammenarbeit.
«Ich liebe es, mich in ein System hineinzudenken und dessen Schwachstellen zu finden», erklärt Edward Booth (22) seine Faszination für Cyber Security. Noch vor Lehrbeginn hatte er erstmals an der Swiss Hacking Challenge teilgenommen. «Beim ersten Mal konnte ich keine einzige Aufgabe lösen.» Edward Booth, der in Therwil wohnt, liess sich davon nicht abschrecken. Er nahm immer wieder an Cyber-Security-Wettkämpfen teil, entwickelte seine Fähigkeiten als Hacker weiter und kletterte die Ranglisten hoch – so hoch, dass er sich für die SwissSkills und schliesslich die WorldSkills qualifizierte, die im September 2024 in Lyon stattfanden.
Ihm tat es Philippe Dourassov (21) aus Lausanne gleich, der sich ebenfalls gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. Ursprünglich war es reine Neugier, die ihn auf Cyber Security brachte: «Ich kannte Hacken nur aus Filmen und wollte erfahren, wie es in der Realität abläuft.» Am ehesten vergleichbar sei es «mit dem Lösen eines Puzzles oder schwierigen Problems, das man von allen Seiten her betrachten muss». Philippe Dourassov nahm ebenfalls an zahlreichen Wettkämpfen teil und lernte so Edward Booth kennen.
Intensive Vorbereitung
Für die WorldSkills bildeten die beiden ein Team. Gecoacht und auf die Weltmeisterschaft vorbereitet wurden sie von Manuel Bürge. Er ist bei SwissSkills der Experte für Cyber Security und arbeitet bei der Zürcher Kantonalbank. Die Vorbereitungszeit dauerte etwa zehn Monate und sei intensiv gewesen, sagt Philippe Dourassov: «Wir trainierten fast jedes Wochenende.» Vor der Konkurrenz in Lyon habe er sich im Vorfeld gefürchtet, und auch Edward Booth meint, er sei beim Gedanken an die Weltmeisterschaften nervös gewesen. Am Anlass selbst hätten sie jedoch fokussiert gearbeitet. Dass sie gleich die Goldmedaille gewannen, führen sie auf zwei Aspekte zurück: «Wir weisen unterschiedliche Stärken auf, weshalb wir uns sehr gut ergänzen – gemeinsam decken wir ein weites Feld an Fähigkeiten ab», meint Philippe Dourassov. «Zudem waren wir ein solch eingespieltes Team, dass wir uns auch ohne grosse Worte verstanden», meint Edward Booth.
Nächstes Ziel: Uniabschluss
Der Weltmeisterschaftstitel sei eine tolle Erfahrung gewesen, habe in ihrem Leben aber kaum etwas verändert, sind sie sich einig. Das sei auch gut so, findet Edward Booth, der kurz zuvor die Informatikmittelschule als Informatiker EFZ mit Schwerpunkt Applikationsentwicklung und mit der Berufsmaturität abgeschlossen hat: «Ich beschäftige mich aus Interesse mit Cyber Security, und daran hat sich mit dem Weltmeistertitel nichts geändert.» Philippe Dourassovs Einschätzung ist ähnlich: «Bei meinem Masterstudium in Cyber Security an der EPFL konnte ich wegen des Titels keine Semester überspringen. Die Teilnahme an den Weltmeisterschaften stärkte jedoch mein Selbstvertrauen. Denn ich erfuhr, dass sich harte Arbeit auszahlt.» Nach Abschluss seines Studiums möchte er in einem Bereich von Cyber Security tätig sein, welcher der Gesellschaft zugute kommt. Edward Booth will dem Gebiet ebenfalls treu bleiben: Nach Abschluss der Rekrutenschule will er Informatik mit Schwerpunkt Cyber Security studieren.
Text: Karin Meier
Bild: ©SwissSkills/Stefan Wermuth
Der Beitrag erschien im Tages Anzeiger in der Beilage «Bildung».