In Bümpliz helfen Freiwillige beim Ausfüllen der Steuererklärung

Florence Pärli und Josef Wäckerle gehören zum ökumenischen Steuerteam der Kirchgemeinde Bümpliz. Jedes Jahr beraten sie zwei Tage lang Menschen aus Bern West und deklarieren deren Einnahmen, Ausgaben, Abzüge und Vermögenswerte in Steuererklärungen. Im Interview sprechen sie über ihre Einblicke, Erfahrungen und Beweggründe.

Sie engagieren sich in der Kirchgemeinde Bümpliz ehrenamtlich als Unterstützung fürs Ausfüllen von Steuererklärungen. Welche Personen nutzen dieses Angebot? Josef Wäckerle: Zu uns kommen Menschen aus allen Milieus und Ländern. Unter den älteren Personen sind viele Frauen, die nach dem Tode ihres Mannes zum ersten Mal eine Steuererklärung ausfüllen. Auch Jugendliche, die ihre erste Steuererklärung erhalten haben, suchen unsere Hilfe. Daneben berate wir viele ärmere Menschen, bei denen wir einen Steuererlass oder den Erlass von Gebühren wie zum Beispiel für Radio und TV zu erwirken versuchen. In anderen Fällen absolvieren die Kinder mittlerweile eine Lehre und die Eltern wissen nicht, wer für sie Steuern bezahlen muss. Wieder andere sind vom Behördendeutsch in der Steuererklärung überfordert. Viele Menschen kommen jedes Jahr. Weil sie sich stets von derselben Person beraten lassen, können wir sie über längere Zeit begleiten.

Florence Pärli: Das Angebot ist niederschwellig und wird von den Kirchen getragen. Deshalb suchen uns auch Menschen auf, die sich sonst nicht trauen würden, Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Eine Steuererklärung gibt Einblick in die finanzielle Situation eines Menschen bzw. einer Familie. Was sehen Sie da?
Pärli: Ich habe das Glück, eine tolle Ausbildung genossen zu haben und nun gut zu verdienen. Wenn ich sehe, mit wie wenig Geld manche Menschen leben müssen, macht mich das demütig. Vor Menschen, die mit so wenig Geld ganz selbstverständlich ihr Leben meistern, habe ich grosse Hochachtung. Die meisten sind auch nicht verschuldet und wenn, dann nur mit einem kleinen Betrag. Zuweilen stelle ich fest, dass jemand Anspruch auf Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen hätte. In diesen Fällen mache ich die Betreffenden darauf aufmerksam und baue die Scheu ab, die einige selbst vor Ergänzungsleistungen haben. Zum Teil sehe ich Stundenlöhne weit unter dem Existenzminimum oder branchenüblichen Löhnen. Auch drauf weise ich hin. Dank der Steueraktion hat sogar jemand mal den Arbeitgeber gewechselt und verdient jetzt mehr.

Wäckerle: Manche Stundenlöhne sind tatsächlich eine Schande. Ich habe mir in einigen Fällen schon überlegt, wie ich mit so wenig Geld haushalten würde. Wie ich mir bei all den Ausgaben noch Essen leisten könnte, kann ich mir schlicht nicht vorstellen. Ausser Teigwaren würde nicht viel drin liegen. Etwas, das ich bei bei meiner Arbeit immer wieder feststelle: Viele Menschen haben zwei oder drei Bankkonten. Für jedes Konto fallen Gebühren an. Ich empfehle dann, die Bankbeziehungen auf eine bis zwei Banken zu reduzieren.

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Foto: Stefan Wermuth