Für das grosse Wohndossier in der Zeitschrift 50plus sind die Fotografin Béatrice Devènes und ich durch die halbe Schweiz gereist und haben mit Menschen gesprochen, die allein, zu zweit oder als Familie leben.
Die Baslerinnen und Basler sind beim Alleinwohnen spitze: Ganze 48 Prozent beträgt der dortige Anteil an Einpersonenhaushalten. Nirgendwo sonst in der Schweiz pflegen mehr Menschen diese Art des Wohnens. Mit Ausnahme von Winterthur finden sich auch in den übrigen zehn grössten Schweizer Städten über 40 Prozent Einpersonenhaushalte. Gesamtschweizerisch beträgt deren Anteil gut 35 Prozent, weil sich auf dem Land mehr Menschen ein Zuhause teilen. In absoluten Zahlen sind es 1 319 283 Menschen, die allein wohnen.
Mit dem Aufkommen dieser Wohnform hat ein eigentlicher Wertewandel stattgefunden: Einst wohnten vor allem die Ledigen und Verwitweten allein. Diejenigen also, die noch keinen Partner gefunden oder ihn verloren hatten. Einpersonenhaushalte waren deshalb bei den jungen und den alten Menschen überdurchschnittlich stark vertreten. Heute hingegen geben Einpersonenhaushalte nur noch bedingt Auskunft über den Beziehungsstatus und sind über alle Alterskategorien verteilt. Mittlerweile machen die 30- bis 34-Jährigen sogar die grösste Gruppe der Alleinwohnenden aus. Bei den Geschlechtern ist ebenfalls ein Umbruch zu beobachten: 1970 waren über zwei Drittel der Alleinwohnenden weiblich. Heute beträgt der Anteil Frauen an den Einpersonenhaushalten insgesamt noch 53,4 Prozent.
Individuelle Lebensstile
In der grossen Zahl der Alleinwohnenden vereinen sich vielfältige Lebensphasen und Lebensentwürfe. Stefan Breit und Detlef Gürtler vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) haben sie in ihrer Studie «Microliving» untersucht und sechs Typologien von Einpersonenhaushalten identifiziert. Laut Stefan Breit verlaufen die Grenzen zwischen diesen teils fliessend, zudem gehören manche Menschen mehreren Typologien an. Die Studierenden sind meist jung, haben ein kleines Wohnbudget und entsprechend geringe Ansprüche an ihre Wohnsituation. Die Multilokalen sind an mehreren Orten zuhause, weil sie zum Beispiel ein Ferienhaus in den Bergen besitzen oder regelmässig bei ihrem Partner übernachten. Andere mieten an ihrem Arbeitsort eine Bleibe, damit sie nicht jeden Tag lange Pendelstrecken zurücklegen müssen. Zu den Multilokalen zählen auch die digitalen Nomaden, die ihre feste Adresse aufgegeben haben. In Einpersonenhaushalten leben zudem die Solo-Männer und Solo-Frauen, die entweder keinen festen Partner haben oder aus Überzeugung allein wohnen. Eine weitere Gruppe stellen die G-Erwachsenen dar. Sie haben eine Trennung oder Scheidung hinter sich und sind in der Altersgruppe der 50- bis 70-Jährigen besonders stark vertreten. Die Bescheidenen kommen mit wenig Besitz aus und zeichnen sich durch eine kritische Haltung gegenüber Konsum aus.
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Bild: Béatrice Devènes